Die neue Strategie von Microsoft – Ohne Cloud geht (bald) nichts mehr

Microsoft drängt massiv in die Cloud. Schon bald soll ohne eine Anbindung zur Microsoft-eigenen Datenwolke offenbar nichts mehr funktionieren. Damit hat MS dann die Daten von jedem Benutzer sowieso bei sich, und kann sie genüsslich auswerten und gewinnbringend nutzen. So wie Facebook halt auch.

Jüngstes Beispiel: Das Aus von OneNote in Office 2019. Statt das (eigentlich ganz gute) Programm fortzuführen, sollen die Office-Benutzer ab der 2019er Version die Notiz-App (UWP) aus Windows 10 nehmen. Die Gelackmeierten sind auch die Office365 Abonennten: Dort wird OneNote einfach per Update verschwinden. Funktionsverlust durch Update. Soviel zum Thema Sinnhaftigkeit eines Abo-Modells, wo man als Endkunde absolut der Willkür des Herstellers ausgeliefert ist.

Die Ersatz-Notiz-App aus Windows 10 hat aber neben einem deutlich reduzierten Funktionsumfang noch einen anderen gravierenden Nachteil: Es gibt keine lokalen Notizen mehr. Keine Notizen mehr auf der lokalen Festplatte oder im LAN. Alles geht nur noch über die Cloud (OneDrive).

Die neueste Version von Windows-Server ist ja auch schon ziemlich Cloudabhängig. Die neulich dazugekommene Windows 10 S Version (früherer Name: Windows 10 Cloud) installiert nur noch Programme aus dem Windows App Store. Der bisherige Chef-Entwickler von Windows, Terry Myerson, wurde zwecks Umstrukturierung wohl hinausgedrängt. Offenbar war er nicht „visionär“ genug. Abgelöst wird er durch Rajesh Jha, unter dem dann der frühere Windows Mobile Entwickler Joe Belfiore für Windows zuständig sein soll. Jha war für Office365 verantwortlich.

Es geht also in Riesenschritten in Richtung Total-Abhängigkeit und Cloud-Zwang. Keine Daten mehr ohne dass sie mit Microsoft geteilt werden.

Spätestens jetzt sollte man etwas hellhörig werden, denn wenn ich meine eigenen Dateien nicht mehr lokal speichern darf, sondern sie auf einer unsicheren und durch Microsoft (und der NSA) abhörbaren Datenwolke speichern soll, dann gibt es endgültig keinen Datenschutz mehr.

Willkommen in der neuen Microsoft-Welt.

 

 

Der Facebook Datenskandal und was wir daraus lernen sollten…

Daten aus Facebook sind, wie auch immer, in die Hände Dritter gelangt. Ein „Skandal“. Empörung, Aufschrei. Und siehe da: auf einmal kriechen die Datenschützer, die vorher stillschweigend alles abgenickt hatten, was da so an Datenschutz-Super-GAUs über uns hereingebrochen war, aus allen Löchern.

Aber ist nicht genau das sowieso Facebooks Geschäftsmodell? Private Daten der Benutzer auszubeuten und gewinnbringend zu nutzen? Natürlich nur, um das „Benutzererlebnis zu verbessern“, wie überall, ist doch klar.

Wir sollten daraus Konsequenzen ziehen. Strafe für Facebook? Geschenkt, die zahlen das aus der Portokasse. Und machen genau so weiter wie bisher auch. Was denen wirklich weh tut, ist die Löschung des Facebook Kontos. Aber die Abhängigkeit ist doch schon so groß! Ein Leben ohne Facebook und WhatsApp? Das gibt es?

Hier zeigt sich sehr deutlich, warum ich derartige Systeme vehement ablehne. Egal ob Facebook, WhatsApp, oder auch Windows 10. Alle haben eines gemeinsam: Die Privatsphäre der Benutzer zu durchbrechen, um noch mehr Gewinn zu erzielen.

Die Gefahr, die dabei ausgeht, sehe ich bei Windows 10 noch mehr als bei Facebook. Denn da geht es nicht nur um die von den Benutzern hochgeladenen Inhalte, oder um „Likes“ oder „Dislikes“ (mit denen man sehr gute Persönlichkeitsprofile erstellen kann), sondern da geht es um viel mehr, nämlich Spionage auf der untersten Betriebssystem-Ebene: Dokumenteninhalte, Tastatureingaben, Suchvorgänge, Programmbenutzung, Internet-Nutzung, und so weiter.

Warum im Zusammenhang mit Windows 10 immer noch von „Datenschutz“ geredet wird, ist mir sowieso ein Rätsel. Datenschutz existiert auf Windows 10 Systemen nicht. Ich jedenfalls möchte nicht, dass Windows 10 auf Computersystemen in Behörden, Krankenhäusern, Arztpraxen, Anwaltskanzleien etc. betrieben wird. Da habe ich sowieso meine Bedenken, ob das mit den aktuellen, und sowieso mit den kommenden EU-Datenschutzrichtlinien vereinbar ist. Und so ganz nebenbei, auf Konzernrechnern betrieben, dann auch noch „Wirtschaftsspionage leicht gemacht“. Warum wohl hat Microsoft denn extra eineinhalb Jahre ein spezielles Windows 10 für China entwickelt, das, so im Originalton, „sicher und kontrollierbar“ ist. Den Umkehrschluss überlasse ich jedem selbst!

Mich wundert es daher, dass der Protest gegen Facebook oder vor allem auch Windows 10 nicht viel größer ist. Warum akzeptieren das alle einfach so stillschweigend? Ich meine damit nicht nur die Generation heutiger PC- und Smartphone-Benutzer, die sich getreu dem Motto „Ich habe nichts zu verbergen“ und „was wollen die mit meinen Daten schon anfangen, ich habe doch nichts wichtiges“ vollständig nackig machen vor diesen Konzernen. Viele haben überhaupt kein Bewusstsein mehr dafür, was diese „Apps“ alles für Rechte haben.

Ich meine hauptsächlich auch die IT-Verantwortlichen. Muss man zwanghaft alles mitmachen, was Microsoft, Facebook & Co. einem vorsetzen? Ein Umdenken wäre dringend anzuraten. Software-Hersteller sollten endlich aufwachen und mehr Programme auch für Linux anbieten. Denn die Windows-Abhängigkeit rührt ja nicht daher, dass Windows so toll ist, sondern daher, dass viele Programme eben nur für das Windows-Ökosystem existieren.

Mir jedenfalls hat dieser Vorfall wieder deutlich gemacht, wie gefährlich es ist, wenn Daten ins Internet wandern. Selbst wenn man den Konzernen, denen man die Daten überlässt, vertrauen würde: es gibt keine Kontrolle über die Daten mehr, wenn sie einmal im Internet sind. Und wie leicht Dritte dann Zugriff bekommen, sieht man hier wieder ganz gut. Aber egal, ob durch Diebstahl oder Datenverkauf, durch Hacker oder durch Unfälle: Meine Daten haben im Internet nichts zu suchen, außer denen, die ich bewusst selbst hochlade.

Die Konsequenz kann daher nur lauten, solche Systeme, so gut es geht, zu meiden.